Op-Ed / Middle East & North Africa 04 Januar 2013 1 minutes Das ist keine Revolution Share Facebook Twitter E-Mail Linkedin Whatsapp Speichern Drucken Nationen zerfallen, Minderheiten erwachen, Bündnisse werden wie im Taumel geschlossen und zerfallen ebenso schnell wieder. Wo Wahlen stattfinden, gewinnen die Islamisten. Wo sie regieren, werden sie von den eigenen Widersprüchen fast zerrissen. Ist der Islamismus der rechte, authentische Pfad oder eine weitere Abweichung? Dunkelheit senkt sich über die arabische Welt. Verfall, Tod und Zerstörung begleiten den Kampf für ein besseres Leben. Kräfte von außen wetteifern um Einfluss und begleichen alte Rechnungen. Die friedlichen Demonstrationen, mit denen die Aufstände begannen, die erhabenen Werte, die sie inspiriert haben, verblassen zu fernen Erinnerungen. Wahlen mutieren zu Partys, bei denen politische Visionen zweitrangig sind. Das einzige beständige Programm ist religiös und von der Vergangenheit geprägt. Ein Gerangel um Macht ist entfesselt, ohne klare Regeln, Werte oder Ende. Es wird nicht mit dem Wechsel oder Überleben eines Regimes aufhören. Die Geschichte macht keine Fortschritte. Sie verfängt sich in Seitenwegen. Innerhalb des großen Spieles finden weitere Spiele statt: Kämpfe gegen autokratische Regime, ein Zusammenstoß der Konfessionen von Sunniten und Schiiten, ein regionaler Machtkampf, ein gerade heraufgezogener Kalter Krieg. Nationen zerfallen und Minderheiten erwachen, spüren eine Möglichkeit, aus den beengenden Begrenzungen des Staates auszuscheren. Das Bild ist verschwommen. Dies sind lediglich flüchtige Fragmente einer sich noch entwickelnden Landschaft, mit nur bruchstückhaften Andeutungen eines endgültigen Zieles. Die Veränderungen, die jetzt für wesentlich gehalten werden, könnten sich als abseitige Wegmarken einer viel längeren Reise herausstellen. Neue oder neu erstarkte Akteure drängen an die Spitze: eine „Straße“, von der niemand weiß, was und wer genau sie eigentlich ist, und die sich ebenso schnell mobilisiert wie auflöst; junge Demonstranten, die eben noch die Plätze der Revolution beherrschten, finden sich kurz darauf an den Rand gedrängt. Die Muslimbrüder, gestern noch vom Westen als gefährliche Extremisten abgetan, werden heute wie vernünftige Pragmatiker umworben. Die traditionelleren Salafisten, einst allen Formen der Politik abgeneigt, brennen nun darauf, bei Wahlen anzutreten. Es gibt zwielichtige bewaffnete Gruppen, Milizen mit fragwürdigen Loyalitäten und unbekannten Wohltätern ebenso wie Gangs, Kriminelle, Banditen, Entführer. [...] Related Tags Contributors More for you Op-Ed / Middle East & North Africa Is the Middle East’s Makeover a Mirage? Originally published in Foreign Affairs Also available in Also available in العربية Q&A / Middle East & North Africa How Beijing Helped Riyadh and Tehran Reach a Detente Also available in Also available in العربية